Nachkriegsarchitektur in Nordrhein-Westfalen

 

Zeiss Planetarium Bochum

Text und Fotografien: Valerie Seela
Schnitt und Grundriss: Stadtplanungs- und Bauordnungsamt der Stadt Bochum

Überblick

Das Zeiss Planetarium (Abb. 1: Zeiss Planetarium. 20.05.2012) ist Teil der Bochumer Sternwarte. Es liegt auf einem Hügel südlich des Stadtgartens an der Castroper Straße 67 (Abb. 2: Castroper Straße. 20.05.2012) in Bochum-Mitte und wurde in den 1960er Jahren nach Plänen von Karl-Heinz Schwarze errichtet. Dieser war der damalige Leiter des städtischen Hochbauamtes. Bauherr und Besitzer des Gebäudes ist die Stadt Bochum. Seit 2005 steht das Zeiss Planetarium unter Denkmalschutz.

Geschichtliche Einordnung

Im Jahr 1960 hatte die Stadt bereits die Absicht, im Stadtparkbereich konzentriert öffentliche Kultur- und Veranstaltungsgebäude zu errichten. Die Ruhrlandhalle am Stadionring, die im gleichen Jahr wie das Planetarium eröffnet wurde, hat man beispielsweise im Zuge dieser Planungen erbaut. Allerdings wurde sie 2001 abgerissen und durch das moderne RuhrCongress Gebäude ersetzt. Durch diese Entwicklung, also durch die Errichtung öffentlicher Kulturbauten um den Stadtpark herum, kam auch die Erbauung eines Planetariums ins Gespräch. Am 25. Mai 1960 beschloss die Stadtverordnetenversammlung schließlich den Bau. Am 27. März 1962 begannen die Bauarbeiten auf dem alten Schützenhofgelände. Nach circa einem halben Jahr, am 12. Oktober 1962, konnte das Richtfest gefeiert werden. Unter großem Interesse der Öffentlichkeit wurde das Planetarium zwei Jahre später am 6. November 1964 feierlich eröffnet.

Baubeschreibung

Das äußere Erscheinungsbild des Zeiss Planetariums ist von einem 15 Meter hohen kuppelförmigen Zentralbau geprägt. Die Konstruktion der Kuppel als eine auf drei Punkten gelagerte Stahlbetonschale hat einen Durchmesser von 40 Metern und trägt sich selbst. Daher erfordert sie keine weiteren Stützvorrichtungen. Die besondere Statik ist auch an der Schalendicke, die im Scheitel nur 8 Zentimeter, aber an den Fußstücken 40 Zentimeter beträgt, erkennbar. Das Dach ist mit V2A-Edelstahlmaterial Nirosta verkleidet, das die Kuppel durch radial verlaufende Streifen strukturiert. Das Material ist für seine besondere Widerstandsfähigkeit bekannt. Durch die Lagerung auf drei Punkten entstehen zwischen den Fußstücken drei Fensterbögen, die mit Kristallspiegelglas ausgestattet sind. Sie bieten dem schlauchförmigen Umgang, der die innen gelagerte Projektionskuppel umgibt, Beleuchtung durch Tageslicht. Im Westen grenzt ein kubischer Bau an die Kuppel an (Abb. 3: Schnitt und Grundriss.). Hier finden auf zwei Etagen Verwaltungsräume, naturwissenschaftliche Unterrichtsräume und eine Bibliothek Platz, im unteren Geschoss zudem die Toiletten. Dieser Gebäudeteil ist im oberen Geschoss durch einen Gang, in dem sich das Foyer befindet, mit dem Kuppelbau verbunden. Der über Treppen erreichbare Eingang in den Komplex weist zum Stadtgarten und nicht wie erwartet zur Straße, etwas, das das Konzept der Umbauung des Stadtgartens betont (Abb. 4: Eingangstreppen. 20.05.2012). Sowohl die verglaste Eingangssituation als auch die Durchfensterung allgemein verdeutlichen ein Aufheben der räumlichen Barrieren. Dadurch wird zwischen dem Inneren des Gebäudes und der Bevölkerung und Natur außerhalb vermittelt.

Im überwölbten Teil des Gebäudes erhebt sich mittig eine mit Kunststoff beschichtete Aluminium-Kuppel, die im Durchmesser 20 Meter aufweist und den eigentlichen Vorführraum darstellt. Diesen Raum umgibt der bereits erwähnte Gang, in dem wechselnde Ausstellungen stattfinden. Auch die Garderobe sowie Verkaufsstände haben hier ihren Platz. Im Vorführraum finden auf etwa 600 Quadratmetern Projektionsfläche täglich mehrere Präsentationen zu unterschiedlichen Themen statt, denen ungefähr 260 Zuschauer beiwohnen können. Kernstück der gesamten Anlage ist der Sternenprojektor (Abb. 5: Sternenprojektor. 20.05.2012).

Technische Geschichte

Mitte der 1980er Jahre wurden die Projektionsfläche in der Kuppel erneuert, der Planetariumsprojektor von der Firma Zeiss generalüberholt und die Steuerung des Hauptprojektors auf eine PC-Steuerung umgebaut. Von September 1999 bis April 2000 baute man den bis heute modernsten Sternenprojektor der Welt ein, das Modell IX Universarium der Firma Zeiss, und führte weitere umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen durch. Anfang 2010 wurde das Planetarium durch die Anschaffung des Ganzkuppelvideosystems FullDome Powerdome der Firma Zeiss modernisiert. Außerdem hat man die Projektionskuppel gestrichen und eine neue Bestuhlung eingebaut. Die neuen Stühle sind an der Rückenlehne verstellbar, sodass man sich zurücklehnen und einen bequemen Blick auf die Show werfen kann. Vor dem Umbau waren sie allerdings zudem schwenkbar, was den Aufenthalt noch angenehmer gemacht haben soll. Die Innenausstattung musste einigen Ansprüchen gerecht werden: Im Vorführraum benötigte man perfekte optische und akustische Voraussetzungen, die unter anderem durch die Kuppelform begünstigt wurden. Ebenso war die Berücksichtigung der besonderen Bestuhlung und Klimatisierung des Raumes von großer Bedeutung.

Heutiger Zustand

Seit der Eröffnung blieben die Fußböden, Garderobenmöbel, die Sitzgelegenheiten im Umgang und die Holzvertäfelungen im Originalzustand erhalten. Insgesamt hat das Zeiss Planetarium seine ursprüngliche Erscheinung von 1964 weitestgehend bewahrt. Aktuell ist das Planetarium Bochum in seiner technischen Ausstattung eines der modernsten weltweit.

 

Quellen

Alexandra Apfelbaum: Bochum 5:5. 5. Neue Dachformen. 2011. Im Internet unter: http://www.ruhr-uni-bochum.de/archiv/Bo55_5%20Neue%20Dachformen.pdf, gesehen am 22.7.2012.

Geschichte des Zeiss Planetariums. Im Internet unter: http://www.planetarium-bochum.de/de_DE/about/history, gesehen am 22.7.2012.